„Am Ende bereuen wir nicht die Dinge, die wir getan haben – sondern die, die wir nicht getan haben.“
– Lewis Carroll
Wir alle kennen diesen inneren Dialog: „Was, wenn ich den Job doch gewechselt hätte?“, „Was, wenn ich damals den ersten Schritt gemacht hätte?“, „Was, wenn ich es wenigstens versucht hätte?“
Diese Fragen nagen nicht nur an unserer Entscheidungsfreude – sie können über Jahre hinweg unser emotionales Wohlbefinden belasten.
Aber ist es wirklich besser, sich der Angst zu stellen, als ewig zu grübeln? Die Wissenschaft sagt: JA.
Was sagt die Forschung?
Bereits in den 1990er-Jahren fanden die Psychologen Thomas Gilovich und Victoria Medvec in einer wegweisenden Studie heraus, dass Menschen ihre Fehltritte zwar kurzfristig bereuen, langfristig aber am meisten unter dem leiden, was sie nie gewagt haben.¹
Diese sogenannte „Inaktivitätsreue“ ist weit mehr als eine flüchtige Emotion – sie kann über Jahre hinweg belastend wirken. In einer späteren Untersuchung² bestätigten Gilovich & Medvec:
Kurzfristig: Wir bereuen eher, etwas getan zu haben.
Langfristig: Wir bereuen vor allem das, was wir nicht getan haben.
Und das gilt weltweit: Studien mit Teilnehmern aus den USA, China, Japan und Russland zeigten übereinstimmend, dass verpasste Chancen emotional schwerer wiegen als misslungene Versuche.³
Warum bleiben uns ungelebte Möglichkeiten so lange im Gedächtnis?
- Verpasste Chancen haben keine Auflösung – sie bleiben als offene Geschichte in unserem Kopf zurück.
- Taten hingegen lassen sich erklären, relativieren oder als Erfahrung verbuchen.
- Und: Was wir nie probiert haben, bleibt idealisiert – und wirkt dadurch oft bedrohlicher als jede reale Erfahrung.
Die Psychologin Shai Davidai ergänzt in einer aktuellen Studie⁴, dass das größte Bedauern vieler Menschen darin besteht, nicht dem gefolgt zu sein, was ihnen wirklich wichtig war – aus Angst, Zweifel oder Bequemlichkeit.
Was bedeutet das für dein Leben?
Wenn du gerade vor einer Entscheidung stehst – beruflich, persönlich, emotional – dann frag dich nicht nur:
Was, wenn es schiefgeht?
Sondern auch:
Was, wenn ich es nie versuche?
Denn der Preis für ein Leben in Vorsicht ist oft ein langanhaltendes, nagendes „Was wäre wenn…?“ – das wir nicht einfach abschließen können.
3 Impulse für mutiges Handeln
- Erlaube dir, Fehler zu machen
Perfektion ist nicht das Ziel – Entwicklung schon. Jeder Schritt bringt dich weiter, selbst wenn er dich nicht sofort ans Ziel führt. - Geh kleine Risiken bewusst ein
Nicht jede Entscheidung muss ein Sprung ins kalte Wasser sein. Manchmal reicht ein mutiger kleiner Schritt. - Frag dich: Wer will ich in 10 Jahren gewesen sein?
Die Antwort zeigt dir oft klarer, was du heute brauchst: Mut statt Sicherheit.
Lieber einmal mutig als ein Leben lang unsicher
Das Leben stellt uns immer wieder vor Entscheidungen. Manche davon fordern Mut, andere Geduld – aber fast alle verlangen Ehrlichkeit gegenüber uns selbst.
Wenn du heute spürst, dass da ein Was-wäre-wenn in deinem Herzen wohnt: Warte nicht, bis es zu einem stillen Bedauern wird.
Du musst nicht sofort wissen, wie alles ausgeht. Aber du kannst heute beginnen, dich nicht länger selbst zu blockieren.
Ich begleite Menschen dabei, Klarheit zu finden und ihre Entscheidungen mutig zu leben. Wenn du Unterstützung brauchst, um einen ersten Schritt zu gehen – ich bin gerne für dich da.
Quellen:
- Gilovich, T., & Medvec, V. H. (1995). The Experience of Regret: What, When, and Why. Psychological Review.
- Gilovich, T., & Medvec, V. H. (1994). Regret and Responsibility: The Influence of Outcome Type on Emotion.
- Gilovich et al. (2015). Cross-Cultural Perspectives on Regret and Inaction.
- Davidai, S. (2018). The Ideal Self: A Source of Regret and a Path to Motivation. Emotion Journal.