„Du kannst nicht kontrollieren, was ein anderer Mensch tut. Alles, was Du tun kannst, ist, zu entscheiden, ob es die Art von Verhalten ist, die Du akzeptieren möchtest.“
Dieses Zitat bringt eine essenzielle Wahrheit auf den Punkt – eine, die in der Beratung und im Alltag gleichermaßen von Bedeutung ist: Wir haben keine Kontrolle über das Verhalten anderer Menschen. So sehr wir uns auch bemühen, erklären, bitten oder argumentieren – letztlich liegt es nicht in unserer Macht, wie andere denken, fühlen oder handeln.
Warum ist das wichtig?
Viele Konflikte, emotionale Belastungen und zwischenmenschliche Spannungen entstehen aus dem verzweifelten Versuch, Einfluss auf andere zu nehmen. In der Paarberatung, in familiären Beziehungen oder im beruflichen Umfeld erleben wir häufig, dass Menschen hoffen, durch ihr Verhalten eine Veränderung beim Gegenüber zu bewirken. Doch dieser Wunsch endet oft in Enttäuschung – und nicht selten in Erschöpfung.
Was können wir stattdessen tun?
Die Antwort liegt im Zitat selbst: Wir dürfen entscheiden, was wir bereit sind zu akzeptieren.
Diese Entscheidung bedeutet nicht, dass wir gleichgültig sind. Im Gegenteil: Es bedeutet, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen. Für unsere Grenzen, unsere Bedürfnisse und unser emotionales Wohlbefinden. Es bedeutet, Situationen und Verhaltensweisen bewusst zu bewerten – und gegebenenfalls Konsequenzen zu ziehen, wenn diese nicht mit unseren Werten oder unserem Selbstschutz vereinbar sind.
Zwischen Reiz und Reaktion liegt unsere Freiheit
Der Psychiater und Holocaust-Überlebende Viktor E. Frankl bringt diese Haltung eindrucksvoll auf den Punkt:
„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“
Wir können den Reiz – also das Verhalten anderer – nicht verhindern. Aber wir haben die Freiheit, zu entscheiden, wie wir darauf reagieren möchten. Ob wir bleiben oder gehen, ob wir Grenzen setzen oder still leiden, ob wir an uns selbst glauben oder uns fremdbestimmen lassen.
In der Praxis bedeutet das:
- Grenzen setzen: Erkennen, wann ein Verhalten für uns nicht mehr tragbar ist.
- Sich abgrenzen: Klar kommunizieren, was wir nicht tolerieren wollen.
- Verantwortung übernehmen: Für unsere Reaktionen und Entscheidungen.
- Sich selbst stärken: Den inneren Raum zwischen Reiz und Reaktion bewusst wahrnehmen und nutzen.
Fazit
In der Sozial- und Lebensberatung erleben wir immer wieder: Die größte Freiheit entsteht dort, wo wir aufhören, andere kontrollieren zu wollen – und anfangen, für uns selbst klare Entscheidungen zu treffen. Dieses Zitat erinnert uns daran, dass innere Stärke nicht aus Kontrolle über andere entsteht, sondern aus Klarheit über das, was wir selbst brauchen und bereit sind, zu akzeptieren.
Denn genau dort beginnt echte Selbstbestimmung.